„Terminverschiebung“ — diese Vokabel dürfte bei Gesamtschulleiterin Carmen Tiemann glatt als Unwort der Woche durchgehen. Mindestens. Die Panne beim Verschicken der Abiklausuraufgaben sorgte auch an der Hülsbecker Stralle für massiven Verdruss. Es gibt allerdings einen weiteren Termin, speziell für die Gesamtschule, der ebenfalls verschoben werden musste — der aber vor allem bei wissenschaftlich engagierten Schülern nicht für Frust steht, sondern für Vorfreude. Der Grund für die Verschiebung ist schlicht — das Wetter. Und die Aussichten für die Wiederholung eines spektakulären Versuchs prächtig.
Worum es geht, beschreibt Markus Happel, MINT-Koordinator der Gesamtschule (siehe Infokasten) — in Kurzform so: „Im Rahmen des Projektes ,Die Wetterkarte‘, an dem Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge fünf bis 12 teilnehmen, ist der Flug eines Wetterballons auf etwa
38.000 Meter geplant. Dieser wird ausgestattet mit Kameras, Messwerttechnik zur Aufzeichnung von Wetterdaten sowie einem GPS- Ortungssystem.“ Die Vorbereitung war Teil der Projektwoche zum Thema
„Klimaschutz“.
Happel weiter: „Im Vorfeld beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Jahrgänge mit der Planung des Projektes. Schülerinnen und Schüler des Informatikkurses im Jahrgang 10 konstruieren Datenlogger zur Erfassung von Wetterdaten in der Atmosphäre. Der Biologie-Leistungskurs des Jahrgangs 12 beschäftigt sich mit der Planung und Durchführung von Experimenten aus dem Bereich Ökologie. Schüler des Jahrgangs 5 stellen voraussichtlich Funktechnik zur Ortung des Ballons zur Verfügung. Es ist geplant, dass eine Live-Ortung sowie Live-Aufnahmen von den verbauten Kameras empfangen werden können. Die Messdaten werden anschließend in den Unterricht verschiedener Fächer einfließen.
Ganz besonders freut uns, dass ein ehemaliger Schüler dieses tolle Projekt unterstützt. Marvin Rzok war schon 2018 als Mitglied der ,Jugend forscht’- Gruppe an der Durchführung des ersten Stratosphärenfluges beteiligt. Nun wird er sein Wissen an die nächste Generation unserer Stratosphärenforscher weitergeben.“
Wäre der Zweitstart ein Wettbewerb, dann müssten folgende Werte überboten werden: Der erste Gesamtschulballon erreichte 2018 eine Höhe von 36749,1 Meter — dann platzte er aufgrund des geringen Luftdrucks. Das passierte, den GPS-Daten zufolge, etwas nördlich von Jülich, wie die Forscher bei der Auswertung ihrer Experimente berichteten. Die gesamte Ausstattung ließ sich finden und einsammeln. Trockener Kommentar: "Wäre das Ding in Frankreich oder irgendwo im Wasser gelandet, das wäre nicht so gut gewesen."
Ein Projekt also, das weit über alle Formen der Unterrichts-Routinen hinaus weist. Genau so hatte man sich das vorgestellt: Zum "30-Jährigen" sollten 30 Sponsoren für die ganz besonderen Anlässe gefunden werden. "Wir liegen bei der Sponsorenfindung im guten letzten Drittel", stellt Carmen Tiemann nun fest. Ob Weihnachtsvideo oder Gast-Künstlerin oder 32 iPads, zur Verfügung gestellt von der Thormälen-Stiftung - die ganzjährige Geburtstagsfeier bietet allerhand. Nun also kommt der Förderverein zum Zug. Läuft alles nach aktuellem Plan, das heißt in diesem Fall: nach passender Wettervorhersage, soll sich der Stratosphärenballon am kommenden Freitag, 28. April erneut in die Lüfte erheben, kündigt Frau Tiemann an.
Von Paul Köhnes